Day eleven of quarantine

Alles geht jetzt langsam, in meiner übervollen Agenda wird ein Termin nach dem anderen ... abgesagt. 

Auf einmal ist das lange herbeigesehnte Gut, welches in meinem Alter immer kostbarer wird, in Hülle und Fülle vorhanden.

 

Zuallererst habe ich Frivola in Position gebracht. In Position bringen heisst, ich habe sie in mein Werkstättli geschleift.

Sie ist gross und sie ist schwer.

Frivola ist die laszive Gärtnerin, die dereinst meinen Vorgarten zieren soll. Nackt, vielleicht mit Hut? Auf einen Rechen gestützt betrachtet sie erschöpft ihr Tagwerk. So wie ich das nach einem Tag in Garten oft mache, also nicht nackt aber erschöpft und auf einen Rechen gestützt, mein Tagwerk betrachtend.

 

Frivola wartet schon seit Jahren darauf vollendet zu werden. Zuerst habe ich ihr Gesicht noch einmal verändert, die Augen sind harmonischer, die Backen runder geworden. Irgendwie ist jetzt alles an ihr dicker. All meine glücklichen Skulpturen sind dick. Ich finde es schön üppige Brüste und pralle Hintern zu modellieren. Beim Modellieren vergesse Raum und Zeit. Es macht mich sehr zufrieden. Wenn ich  überlege und nachrechne, habe ich die letzte Skulptur 2008 fertig gemacht. Wie konnte das passieren?

 

Was ist Zeit?*

 

Der Titelsong einer Lieblingsserie aus meiner Kindheit "Es war einmal ein Mensch" 

https://www.youtube.com/watch?v=9DyvdnbEbqA

 

Letzten Sonntag habe ich mich gefühlt wie damals als Kind zu Beginn der Sommerferien. Diese dauern in Österreich zwei lange Monate. Für ein kleines Schulkind ist das endlos. Fast eine Parallelwelt in die man eintaucht. Andere Regeln, andere Organisationsformen, nicht Anarchie sondern Ferien-Hierarchie. Die grossen Nachbarbuben, die schlechte Schüler waren und sich deshalb in der Schulzeit eher bedeckt gehalten haben, hatten auf einmal wieder das sagen. Natürlich nicht mir, ich war schon immer der Bandenchef. Manche Dinge ändern sich nie. 

 

Auch jetzt folgt das Leben anderen Regeln. Organisationsformen, wie das homeoffice, Skypesitzungen, homeschooling sind auf einmal möglich. Selbstorganisation, die Strukturierung des Alltages sind für viele eine Herausforderung. Geregelte Abläufe, zahllose Sitzungen, Arbeitswege zu Stosszeiten, Präsenzverpflichtungen, die wir als Zwang erlebt haben fallen weg. So schnell, so intensiv, dass es für manchen zur Belastung wird. Die Fähigkeit sich zu adaptieren wird existenziell. 

 

Wird diese Erfahrung lange genug andauern, damit wir daraus etwas lernen? Wird es uns gelingen das Erlernte in die "Normalität" zu integrieren? Werden wir gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen?

 

Ich will mich jetzt wieder um meine Häkeldecke kümmern. Auch sie ein Werk, welche dem Zeitmangel der letzten Jahre zum Opfer gefallen ist. Wer weiss...